Das habe ich auf youtube gelesen, geschrieben von einer Frau – einer blonden, wie sie selbst schreibt – die die Fortsetzung eines Hörbuches nicht gefunden und sich zum Abschluss gefragt hat : „…oder bin ich blond?“ Zuerst habe ich gelacht über das Wortspiel „… oder bin ich blöd?“ Und dann eben nicht mehr so richtig.

Bin ich blond? Tja tatsächlich. Inzwischen gewandelt von rotblond zu graublond.

Nur blöd (oder blond?), wie gut das funktioniert, dass wir Frauen uns selbst als blond und somit als Synonym für blöd hinstellen. Ist ja nicht so, dass ich nicht auch schon Blondinenwitze erzählt hätte. Das ist mir zwar unbehaglich, aber es ist so.

Jetzt ist das ja humorvoll gemeint. Und nun komme ich und stelle das in Frage. Darf man denn lachen darüber? Dürfen – wenn schon – wir Frauen uns darüber lustig machen und lachen?

Und wie kommt es nur, dass Ich darüber kein ganz klares Gefühl, habe? Natürlich habe ich in mir diese klare Linie, wo mir das Lachen im Hals stecken bleibt, wo ich sogleich reagiere. Wenn ich an Judenwitze denke oder an Witze über coloured people, Flüchtlinge, usw., dann erlebe ich bei mir selbst eine sehr klare innere Haltung von: „Das geht gar nicht.“

Warum finde ich – alte Feministin – es doch noch irgendwie salonfähiger mir gewisse Frauenwitze anzuhören? Dabei sind viele von ihnen unsäglich grob, wenn man uns zB andichtet, wir müssten eine Anleitung haben zum Einatmen und Ausatmen. Habe ich da strukturell verinnerlicht, dass man über uns Frauen lachen darf, als Blondinenwitz oder über das Mannsweib? Vielleicht bin ich einfach abgestumpft? Und vielleicht habe ich in Menschengruppen schon so oft (unbehaglich) mitgelacht? Weil mit Hinstehen und mich Wehren erfülle ich grad eines dieser Frauen-Witzbilder des „Räfs“, das Haare auf den Zähnen hat, oder hysterisch ist. Schwupp habe ich mich selbst in die Ecke manövriert. Tja und dann bin ich die Hysterische, diejenige, die keinen Spass versteht, die, die aus einem Mücken einen Elefanten macht, die, die möglicherweise eine humorlose vertrocknete Emanze ist. Wauhh. Was für ein Paket! Ganz schön perfides System, oder? Vielleicht werden wir so abgestempelt, wenn wir uns wehren. Vielleicht aber mache ich es mit meiner Vermutung schon zur Wahrheit, bevor es passiert. Weil ich auch diese Gedanken schon verinnerlicht habe. Und in diese negative Gedankenspirale will ich doch nicht.

Puh, jetzt schwirrt mir der Kopf.

Es gibt aber auch eine Erfahrung: ja ich wurde öfters in die Ecke der Emanze gestellt, ich war unbequem und habe damit Augenrollen provoziert, wenn ich wieder und wieder auf diese feinen Ungerechtigkeiten hingewiesen habe und hingestanden bin. Andere haben mich für meinen Mut bewundert.

Ich habe auch schon geschwiegen. Angefeindet zu werden ist unangenehm und ist mir doch lieber als Schweigen und Tolerieren. Damit mache ich mich zum Opfer und ich bin kein Opfer! Ich bin nämlich Emanze und manchmal eine Schweigerin, manchmal eine Langsame, die lacht, bevor sie wahrnimmt, ich bin Frau und verhalte mich auch schon mal „blöd“. Und ich bin gescheit, einfühlsam, wach, humorvoll und vieles mehr.

Ich möchte mit meinem öffentlichen Nachdenken immer mehr Frauen dazu anregen: Wahrzunehmen statt Hinzunehmen!

Das ist es, was wir tun können. Dieses innere Wahrnehmen zu schärfen, und sich dann zu fragen: Verletzt das meine Integrität? Mich als Frau? Einfach, weil ich Frau bin? Dann erkennst du das Überschreiten der inneren Linie.

Das ist ein erster und wichtiger Schritt. Dann wird es klarer. Weil du wieder mit dir und deinem Herzen verbunden bist. Weil du dich einfach für dich als Frau entscheiden kannst und von diesem Ort reagierst auf einen Frauenwitz. Deine eigene innere Linie soll dir deine Leitplanke sein. Und vielleicht musst du sie erst finden. Das ist dann genau das, was ich mir wünsche. Dass wir unterwegs sind, Schritte machen, suchen. Feinfühliger werden und schlussendlich klarer handeln. Weil wir weit mehr sind.